Durch diese „innere Instanz" seien sie zutiefst geprägt gewesen. Die Männer des 20. Juli wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Henning von Tresckow, Fabian von Schlabrendorff und Ludwig Beck könnten heute Beispiel für Risikobereitschaft und persönlichen Mut sein. Die Attentäter hätten sich allerdings auch Begriffen wie Pflicht und Ehre verbunden gefühlt, wie sie heute kaum mehr zu fassen seien.
Der militärische Widerstand wollte dem „Rad in die Speichen fallen" - zitiert der Bischof den Theologen Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) - und der habe damit den unbedingten Willen bezeugt, den Mächtigen im Dritten Reich und dem militärischen Untergang Deutschlands Einhalt zu gebieten.
Es gehöre zur Tragik der Zeitläufte zwischen 1933 und 1945, so Rink weiter, dass dem Widerstand mit den Anschlägen auf Adolf Hitler kein Erfolg beschieden und der Tyrannenmord gescheitert sei. An die Gewissensentscheidung der Männer des 20. Juli gelte es heute zu erinnern, weil ihr Denken an sich von unbedingtem Gehorsam und dem Eid auf den Führer Adolf Hitler geprägt gewesen sei. Davon hätten sie sich aus Gewissensgehorsam frei gemacht.
Noch heute, so der evangelische Theologe weiter, sei die Gewissensentscheidung eine Zentralinstanz menschlicher Lebensführung. Der Theologe Bonhoeffer habe das christliche Gewissen damit bestimmt, dass es aus einer Tiefe jenseits des eigenen Willens und der eigenen Vernunft sich zu Gehör bringe. Es sei ein Ruf der menschlichen Existenz zur Einheit mit sich selbst. Weniger auf ein bestimmtes Tun gerichtet, als auf ein bestimmtes Sein.
In der Tradition des Protestantismus entscheide das Gewissen weniger über Gut und Böse, sondern motiviere das eigene Handeln. Das christliche Gewissen orientiere sich dabei notwendig an der Heiligen Schrift und lasse sich von ihr leiten. Ein wachsames Gewissen sei für eine moderne Gesellschaft unverzichtbar und bilde das Fundament für jedes christliches Handeln.
Hannover, 18. Juli 2014
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt