"Die Heilige Schrift ist das Zeugnis, durch das wir von diesem Gott wissen, und zwar, worauf alles ankommt, allein die Heilige Schrift." (Eberhard Busch). So verstehen Reformierte wie Lutheraner die Bibel. Das besagt das reformatorische sola scriptura – allein die Schrift. In diesem Schriftverständnis unterscheiden sich Protestanten von Katholiken. Nach römisch-katholischer Lehre sind Schrift und Tradition für den christlichen Glauben verbindliche Quellen.
Lutheraner und Reformierte sind sich darin einig, dass sie nicht an die Heilige Schrift glauben, sondern an den Gott, von dem die Bibel erzählt. Dabei gibt es einen kleinen Unterschied zwischen den beiden protestantischen Konfessionen: "in der lutherischen Konfession gibt es die Neigung zu der Meinung, dass sich der Kern der Schrift: der in ihr Bezeugte, aus der Schale der Schrift, in die er gebettet ist, herausnehmen lässt, nämlich so weit, dass wir bestimmt sagen können: In diesen und diesen Texten, etwa im Galater- und Römerbrief wird das Gotteswort uns direkt handgreiflich entgegengetragen, während es weite Passagen in der Schrift gibt, in denen das weniger oder kaum oder gar nicht der Fall ist – etwa im Jakobusbrief im Neuen Testament oder im 2. Petrusbrief oder in weiten Teilen des Alten Testaments. Diese Überlegung ist den Reformierten fremd. Für sie lässt sich der Kern der Schrift, der in ihr Bezeugte, nicht so trennen von einer bloßen Schale." (Eberhard Busch, Was heißt reformiert?).
In der ganzen Schrift kann Gottes Wort hörbar werden. Das ist eine besondere Herausforderung für die Predigt: Sie sollte nicht nur einzelne ausgewählte Verse auslegen und verkündigen, denn dann könnte eine Möglichkeit, Gottes Wort zu hören, übergangen werden. Reformierte Predigtpraxis bindet sich deshalb nicht zwingend an die Perikopenordnung. In einer Predigtreihe kann auch fortlaufend ein ganzes biblisches Buch ausgelegt werden.
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