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Katholische und evangelische Kirche eröffnen bundesweite Aktion Woche für das Leben in Freising
Landesbischof Bedford-Strohm: Großer Reichtum in Generationenhäusern
Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, sagte in seiner Predigt, dass über Familienpolitik derzeit mit Blick auf das Betreuungsgeld „zum Glück wieder viel diskutiert“ werde. „Die Förderung von Familien kann nur dann greifen, wenn sie grundsätzlich anerkennt, dass die Gesellschaft eine unaufhebbare Verpflichtung hat gegenüber der Familie“, so Kardinal Marx. „Aus dieser prinzipiellen Akzeptanz und Wertschätzung können Maßnahmen erwachsen, die so vielfältig sein müssen, wie sich Familienleben heute vielfältig zeigt. Es hilft dabei sicher nicht, Bedürfnisse gegeneinander aufzurechnen, etwa Familie und Arbeitswelt gegeneinander zu stellen“. Kardinal Marx, der Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz ist, würdigte die Familie als „entscheidende Lebensquelle für Gesellschaft, Kultur und Bildung“ und forderte von der Politik mehr Familienfreundlichkeit als Leitkriterium politischen Handelns: „Ohne Familie gibt es keine Gesellschaft, keine Kultur, kein lebensfähiges Gemeinwesen“.
Für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern betonte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, dass es in der heutigen Gesellschaft sehr verschiedene Möglichkeiten des Zusammenlebens gäbe: „Familien leben in aller Regel an unterschiedlichen Orten, Menschen leben länger und nehmen ihr Älterwerden oft genug als eine Zeit der Freiheit – gerade auch im Umgang mit der Zeit wahr. Diese Veränderungen werden manchmal bedauert – vergangene Zeiten werden dabei vielleicht auch verklärt – aber eigentlich sind sie eine große Chance.“ Er freue sich über die zahlreichen Initiativen, die sich heute in Freising präsentierten. „Wie viel Leben steckt in den Generationenhäusern, den Lerninitiativen, der Leseinsel, der Möglichkeit, sich Großeltern auf Zeit suchen zu können! Das ist ein großer Reichtum! Umso mehr, als es daneben ja nach wie vor – und vielleicht viel bewusster als früher – Großeltern gibt, die sich rührend um ihre Enkelkinder kümmern, oft genug froh darüber, dies gelassener als bei ihren eigenen Kindern tun zu können. Und die Enkelkinder danken es ihnen mit besonderer Zuneigung.“
Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) hob die Bedeutung des Zusammenhaltes der Generationen hervor: „Ein starkes Band zwischen den Generationen ist die unverzichtbare Basis für gute Lebens- und Arbeitsbedingungen in unserem Land. Die Stärkung des generationenübergreifenden Miteinanders ist daher auch ein zentraler Baustein meiner Politik, den ich gemeinsam mit den Kirchen, Verbänden und Kommunen umsetzen möchte.“ So unterstütze der Freistaat beispielsweise die Kommunen bei der nachhaltigen Sicherung von Mehrgenerationenhäusern, trage mit seinen Programmen zur Sensibilisierung von Jung und Alt für die jeweiligen Belange des anderen bei und befördere den Auf- und Ausbau von Generationenprojekten in Bayern.
Professor Andreas Kruse von der Universität Heidelberg wies darauf hin, dass im Hinblick auf Armut in der Gesellschaft „die Frage, wie wir die intragenerationelle Gerechtigkeit erhöhen können, uns in Zukunft noch stärker bewegen wird als heute“. Beispielhaft nannte der Gerontologe eine „Umverteilung sozialer Ressourcen mit dem Ziel der Daseinssicherung finanziell benachteiligter Menschen“ als Denkanstoß für ein besseres Miteinander.
Sozialministerin Haderthauer und Professor Kruse nehmen wie Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm an einer Podiumsdiskussion am frühen Samstagnachmittag teil, die unter dem Jahresthema der Aktion steht.
Hannover, 20. April 2012
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick