''Verhärtete Fronten lösen''

ErK: ''Politischer Reformationstag'' wirbt für Verständigung


© Britta Brüling

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden hatte unter dem Motto „Tut um Gottes Willen etwas Tapferes!“ zu einer Podiumsdiskussion eingeladen.

Am „Politischen Reformationstag“ der Evangelisch‑reformierte Kirche (E-Reformiert) betonte Hanna Naber, Präsidentin des niedersächsischen Landtags, in der Großen Kirche in Leer, dass eine wachsende gleichgültige Haltung gegenüber gesellschaftlich relevanten Fragen eine große Gefahr für die Demokratie sei. 

Sie warnt davor, dass sich Menschen verstärkt in Meinungsblasen bewegten, in denen sie nur noch Bestätigung ihrer eigenen Ansichten erfahren – und betont: „Wir müssen wieder Demokratie lehren und lernen, andere Meinungen aushalten. Man muss sich respektieren und auch nach einem Streit noch miteinander ein Bier trinken können.“ 

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden hatte unter dem Motto „Tut um Gottes Willen etwas Tapferes!“ zur Podiumsdiskussion eingeladen. Sie rückte den Blick darauf, wie früher Widerstand gegen Kaiser und Reich entstand und damit die evangelische Kirche überhaupt erst möglich wurde – und leitete daraus die Frage ab, wie weit heutiger Widerstand gehen dürfe. 

In der Gesprächsrunde ging es um Demokratie, respekt‐ und kompromissvollen Umgang miteinander sowie die Bereitschaft, sich in andere Perspektiven hineinzuversetzen. Der Präses der Gesamtsynode, Harm Adam, betonte, dass sich die Reformierte Kirche einer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft verpflichtet fühle und der Politische Reformationstag als Teil der Aktion #VerständigungsOrte dazu beitragen soll, „verhärtete Fronten zu lösen, den Blick zu weiten – und sich auch einmal in die Schuhe anderer hineinzudenken“. 

Doch es gab auch deutliche Worte zur aktuellen Debattenkultur: Die Klimaaktivistin Sonja Manderbach warnte davor, dass bei Themen wie Klimaschutz oder dem Rechtsruck in der Gesellschaft nicht einfach Kompromisse möglich seien, wenn Fakten durch Desinformationskampagnen in Frage gestellt würden. „Da können wir keinen Kompromiss finden.“ so Manderbach. 

Weitere Gäste waren unter anderem der Polizeipräsident Friedo de Vries, der erklärte, wie herausfordernd es geworden sei, Demokratie und Neutralität im Polizeidienst zu wahren; sowie der Landwirt Klaus Borde, der aus seiner Praxis berichtete, wie heute konstruktiver Dialog zwischen Landwirtschaft und Naturschutz möglich sei – etwas, das noch vor Jahren undenkbar gewesen wäre. 


Quelle: ErK