Hans-Joachim Schwabe, pensionierter Bankdirektor, braucht wenig Schlaf. Anders wären seine vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten – als Presbyter und Kirchmeister, Mitglied der Landessynode und in verschiedenen kirchlichen Ausschüssen der Ortsgemeinde, im Kirchenkreis und in der Landeskirche - nicht zu bewältigen. Eingeweihte wussten das längst, der Öffentlichkeit verriet er es in der vergangenen Woche im Viersener Kreishaus.
Seit Jahren ist er unermüdlich tätig auf allen drei Ebenen der Evangelischen Kirche im Rheinland – Gemeinde Wassenberg, Kirchenkreis Jülich und Landeskirche -, aber auch im außerkirchlichen Bereich, im In- und Ausland. Er betreut Flüchtlinge, ist Vormund von fünf unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, mischt sich in politische Diskussionen ein, ist Vorstandsmitglied von Südwind e.V., arbeitet in Ausschüssen mit, ist der Motor einer Partnerschaft zwischen der reformierten Evangelischen Kirche in Marokko und dem Kirchenkreis Jülich.
Jetzt bekam er öffentliche Anerkennung in Gestalt des Bundesverdienstkreuzes am Bande, überreicht durch Landrat Peter Ottmann im Auftrag des Bundespräsidenten auf Vorschlag der Ministerpräsidentin von NRW, Hannelore Kraft.
Der Landrat brachte es in seiner Rede auf den Punkt: „Sie leben ein christliches Menschenbild vor, ohne freilich ein einsamer Prediger in der Wüste zu sein. So schaffen Sie eine Bewusstseinsveränderung in den Köpfen.“ Der Geehrte verbindet in der Tat Engagement für einzelne Menschen in Not mit gesellschaftspolitischer Arbeit, konkrete Hilfe mit Einsatz in verschiedenen Gremien innerhalb und außerhalb seiner Kirche.
In seiner Dankesrede nahm Hans-Joachim Schwabe wie gewohnt kein Blatt vor den Mund. „Es ist ein äußerst schlechtes Zeichen, wenn wir auf nationaler, aber auch internationaler Ebene immer nur auf uns bzw. die jeweilige Gruppe, zu der wir gehören, achten und diese fördern. Das widerspricht gravierend meinem christlichen Glaubensverständnis.
Das Eintreten für Gerechtigkeit, Solidarität und Teilhabe sind die Forderungen des Evangeliums, die wir auf Erden für diejenigen umzusetzen haben, denen Menschenrechte und Lebensmöglichkeiten vorenthalten werden.“ Solche Worte bekommen zusätzliches Gewicht, weil der Redner nach dieser Maxime lebt und handelt.
"Dass der Ausgezeichnete bei seinem Dank seine Ehefrau und seine Familie ausdrücklich erwähnte, war weit mehr als nur eine höfliche Formalie. Vor allem seine Ehefrau Bärbel Schwabe ist für ihn eine kritisch-solidarische Stütze, die ihn, so war zu erfahren, immer – manchmal erst nach heißen Diskussionen- in seinem Engagement unterstützt habe, die sich aber auch um all das kümmere, was zum normalen Leben nötig ist.
Die Grüße der Evangelischen Kirche im Rheinland überbrachte Oberkirchenrat Pfarrer Klaus Eberl aus Wassenberg. Der Evangelische Kirchenkreis Jülich war unter anderem vertreten durch seinen Superintendenten, Pfarrer Jens Sannig. Er hatte bereits im Vorfeld der Ordensverleihung dem Landrat seine Beurteilung des Engagements von Hans-Joachim Schwabe zukommen lassen. Darin heißt es: „Für ihn ist Christsein neben der Spiritualität vor allem Einsatz für die, die weltweit und auch in unserer Gesellschaft auf der Schattenseite des Lebens stehen. Auch ganz persönlich versucht er mit seiner Familie einen einfacheren, solidarischeren Lebensstil zu verwirklichen, um in kleinen Schritten auch anderen Lebenschancen zu bieten. Nach unserer Ansicht ist Hans-Joachim Schwabe ein würdiger Träger dieser Auszeichnung.“ Dieser Meinung hatten sich Landrat, Ministerpräsidentin und Landrat ganz offensichtlich angeschlossen.