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Mission und Entwicklungspolitik
Pfr. H. Menke: ''Mission heißt, es Menschen zu ermöglichen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu entwickeln.''
Die erste Aussage zum Thema Mission lieferte das Saxophonquartett AbraxSax mit der Titelmelodie aus „Mission Impossible“. Ein Statement, das in seiner Endgültigkeit allerdings von keinem Teilnehmer der Podiumsdiskussion vertreten wurde.
175 Jahre Norddeutsche Mission und Gossner Mission war der Anlass zu dem Monika Korbach, Bildungsreferentin der Lippischen Landeskirche, und Pfarrer Dieter Bökemeier (ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-Ost) ihre Gesprächspartner eingeladen hatten. Auf dem Podium fanden sich neben Ute Koczy, entwicklungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, auch Dr. Werner Bruns vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Pfarrer Hannes Menke, Generalsekretär der Norddeutschen Mission, und Sabine Hartmann, Referentin der Lippischen Landeskirche für Ökumenisches Lernen.
Pfarrer Hannes Menke nannte als Grundlage für zeitgemäße Mission die Zusammenarbeit mit den Partnerkirchen vor Ort. „Mission heißt, es Menschen zu ermöglichen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu entwickeln.“ Es gehe um die gemeinsame Entwicklung von Projekten mit Partnerkirchen, konkrete Hilfe bei der Verbesserung der Lebensverhältnisse, aber auch um die Verkündigung des christlichen Glaubens. „Man kann Diakonie und Entwicklung nicht trennen“, stellte er fest.
„Armutsbekämpfung betreiben und Länder entwickeln, sind zentrale Themen staatlicher Entwicklungszusammenarbeit“, erklärte Dr. Werner Bruns vom BMZ und Nächstenliebe sei ein Teil davon. Kirche und Staat seien beide im Sinne von Humanismus und Aufklärung tätig. „Ich bin ein Fan von Innovationsförderung in den Entwicklungsländern selbst. Ohne eine bestimmte wirtschaftliche Entwicklung kann die gesamtgesellschaftliche Entwicklung nicht gelingen“, sagte er, räumte aber ein, dass man damit natürlich nicht alle Ungerechtigkeiten beseitigen könne.
Vor allem müssen sich Deutschland und die Europa entwickeln, meinte dagegen Ute Koczy, denn die seien für viele ungerechte Strukturen verantwortlich, die es zu verändern gelte. „Es darf nicht so sein, dass die Entwicklungspolitiker zuständig sind für das Liebe und Nette und die anderen machen die knallharte Machtpolitik. Diesen Widerspruch aufzulösen und die Vereinheitlichung von Politik durchzusetzen ist eine Aufgabe, die wir stemmen müssen“, erklärte sie.
Globale Ungerechtigkeiten, Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen ohne Rücksicht auf Ziele von Entwicklungszusammenarbeit oder missionarischer Projektarbeit und Schuld der westlichen Gesellschaften am Klimawandel und an der Armut in anderen Ländern waren Themen in der anschließenden Diskussion. „Nicht nur Samariter sein, sondern auch dem Räuber in die Arme fallen“, forderte in diesem Zusammenhang eine Stimme aus dem Publikum von zeitgemäßer Missionsarbeit. „Man sollte sowohl dem Räuber in die Arme fallen, als auch dem, der unter die Räuber gefallen ist, helfen. Es ist natürlich so, dass unsere Lebensweise die Armut in anderen Ländern verschuldet, aber solange das Reich Gottes noch nicht da ist, ist es auch sinnvoll im Vorläufigen zu handeln. Entscheidend ist, dass man nicht den Blick für die Zusammenhänge verliert“, antwortete Hannes Menke. Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass wir als Kirchen nur für die kleinen Projekte zuständig sind. Wir mischen uns auch in große Zusammenhänge ein“, stellte Sabine Hartmann fest. Sie fügte hinzu: „Mission heißt Diakonie und Verkündigung. Vielleicht haben wir an der Verkündigung in den letzten Jahren zu wenig gearbeitet.“
Lippische Landeskirche, Öffentlichkeitsarbeit, 18. Februar 2011