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Freiheit eines Christenmenschen, Freiheit der Kirche, Gottes Freiheit - ''Zur Freiheit befreit''
Zitate, kurze Texte zur Einstimmung auf die Hauptversammlung des Reformierten Bundes 2011
Freiheit ist ...
Gottes Freiheit ist ...
Christliche Freiheit ist ...
Christus ist unsere Freiheit
Freiheit von und Freiheit zu
"Kirche der Freiheit"
Der freie Mensch
Freiheit in der Bibel
Inspiration für die Theologie aus der Philosophie?!
Freiheit im Web 2.0-Zeitalter
Freiheit ist …
„der Hauptinhalt des Evangeliums“ – Johannes Calvin, Institutio III,19,1
das „Grundthema“ des Heidelberger Katechismus – vgl. Eberhard Busch, Der Freiheit zugetan, 24
„die Fähigkeit des Menschen, über sich selbst hinauszuwachsen“ – vgl. Abraham J. Heschel, Gott sucht den Menschen, 314
„ein Warten Gottes auf die Wahl des Menschen [zwischen Gut und Böse] – Abraham J. Heschel, Gott sucht den Menschen, 316
Gottes Freiheit ist …
„… freies Geschenk. Der freie Gott, vor dem alle sich als Unfreie bekennen müssen, der sich aber gerade der Unfreien annehmen will und längst angenommen hat, ist der Ursprung der Freiheit.“ – Karl Barth, Freiheit (1960)
„die, die er sich nimmt zur Koexistenz mit uns“ – Eberhard Busch, Der Freiheit zugetan, 24
„Gott ist der Freiheit günstig.“ – Huldrych Zwingli
Christliche Freiheit ist …
„Christliche Freiheit lebt von der Wahrheit des Evangeliums.“ – Matthias Freudenberg, Zum Antworten geschaffen (2007)
„Nach biblischem Verständnis ist die Freiheit nicht allein im Subjekt und seiner Fähigkeit begründet, der Wirklichkeit gleichsam für sich etwas abringen zu können, sondern die Wirklichkeit selbst wird als ein Raum der Freiheit verstanden.“ – Michael Weinrich, Zur Freiheit befreit >>> (2002)
„Christliche Freiheit ist eine Kraft zur Selbstverpflichtung, das Eigene für Andere und zum Wohl des gemeinsamen Lebens einzubringen. Die evangelischen Kirchen selbst wollen aus dieser Kraft mehr Freiheit wagen und gestalten.“ – Kirche der Freiheit. Impulspapier des Rats der EKD (2006), 34
Christus ist unsere Freiheit
Römer 8,10: Sofern aber Christus in euch ist, ist der Leib tot wegen der gerichteten Sünde, der Geist aber Leben wegen der aufgerichteten Gerechtigkeit.“
„Christus ist unsre Freiheit. Er ist der Schritt über die Grenze des Menschenlebens, die Umkehrung seines Sinnes, das Auftauchen seiner neuen, seiner wirklichen Wirklichkeit. Ewig entschieden ist in Christus, dass Fleisch Fleisch, Welt Welt, Mensch Mensch ist, weil Sünde Sünde ist. Dass das Sein dieses Menschen in dieser Welt auf seinen tiefsten wie auf seinen höchsten Stufen an Gott zum Nicht-Sein werden, an Gott sterben muss. (…) Erde zu Erde, Staub zum Staube, Illusion zu Illusionen! Aber, eben als ewige Entscheidung, als ewiges Gericht ist gerade dieses Gericht der schon betretene Boden der Erlösung, der Gerechtigkeit, des Lebens. Nur von der Erlösung aus kann der Mensch sich selbst begreifen in seiner Unerlöstheit. Nur von der Gerechtigkeit aus als der Sünder. Nur vom Leben aus als tot. Nur an Gott kann der Mensch so zerschellen. Wäre der Mensch nicht frei jenseits aller menschlichen Möglichkeiten, wie vermöchte er die Grenze, den Sinn, die Wirklichkeit der höchsten menschlichen Möglichkeit als Gefangenschaft zu erkennen?“ – Karl Barth, Der Römerbrief 1922
Freiheit von und Freiheit zu
Durch Jesus Christus
„widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen“ – Barmer Theologische Erklärung, These 2 (Barmen 2)
„Daß Befreiung und Freiheit nicht dasselbe sind, dass Freiheit zwar ohne Befreitsein nicht möglich, aber niemals das selbstverständliche Resultat der Befreiung ist, dass der Freiheitsbegriff, der der Befreiung eigen ist, notwendigerweise nur negativ ist, und dass also die Sehnsucht nach Befreiung keineswegs identisch ist mit dem Willen zur Freiheit – all das sind natürlich Binsenweisheiten. Und wenn solche Selbstverständlichkeiten so leicht übersehen werden, so deshalb, weil es in der Geschichte viele Befreiungskämpfe gibt, über die wir sehr gut unterrichtet sind, und nur sehr wenig wirkliche Versuche, die Freiheit zu gründen …“ – Hannah Arendt, Über die Revolution (1965)
"Kirche der Freiheit"
„Zur Signatur evangelischen Christseins gehört Freiheit. Die Bindung an Jesus Christus eröffnet Raum für die persönlich verantwortete Gestaltung der christlichen Existenz und des kirchlichen Auftrags, den Auftrag besonderer Ämter eingeschlossen. Doch die christliche Freiheit ist nicht mit Beliebigkeit zu verwechseln; sie trägt vielmehr ein spezifisches Profil. Zu ihr gehört die Bereitschaft, Verantwortung füreinander und für den Weg der Kirche zu übernehmen.
Freiheit lässt sich nicht nur in Distanznahme und Kritik leben. Ihre wirklichkeitsgestaltende Kraft entfaltet sie auch in der Bereitschaft dazu, den eigenen Horizont für die Anliegen und Bedürfnisse der Anderen zu öffnen und das gemeinsame Leben mitzugestalten. Die evangelische Kirche braucht zur Gestaltung des Weges in die Zukunft eine neue Bereitschaft, aus Freiheit Verbindlichkeiten wachsen zu lassen. Solche Bindung aus Freiheit mündet in ein Ja zur Kirche als sichtbarer Gemeinschaft der Glaubenden. Dies wird konkret in der Bereitschaft, die evangelische Kirche auf ihrem Weg in die Zukunft zu unterstützen.“ – Kirche der Freiheit. Impulspapier des Rats der EKD (2006), 13
Die sichtbare Kirche „ist vielmehr mit den begrenzten Mitteln zu gestalten, die menschlichem Handeln jeweils zur Verfügung stehen. Sie bleibt auch in allem Versagen und aller Zerbrochenheit, allem Scheitern an Aufgaben und aller Stagnation im Wandel ein für alle wahrnehmbares Zeichen der Zuwendung Gottes, dem eine Kraft zugesprochen ist, die größer ist als unsere Möglichkeiten. Denn Gottes „Kraft ist in den Schwachen mächtig” (2.Korinther 12,9), die Gegenwart seines Evangeliums ist nicht gebunden an leuchtende Kirchen oder wirkmächtige Predigten. Dies aber ist ein Satz über die Freiheit Gottes, nicht über die Entlastung von der Aufgabe, Kirche nach bestem Wissen und Gewissen einladend zu gestalten.“ – Kirche der Freiheit. Impulspapier des Rats der EKD (2006), 33f.
So kann die evangelische Kirche auch in Zukunft darauf hoffen, von Gott zu dem gemacht zu werden, was sie immer sein sollte: die Kirche der Freiheit der Kinder Gottes, die konkret wird im Gebet und im Tun des Gerechten. – Kirche der Freiheit. Impulspapier des Rats der EKD (2006), 100
Der freie Mensch
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ – Martin Luther
„ein Christenmensch lebt nicht in sich selbst, sondern in Christo und seinem Nächsten, in Christo durch den Glauben, im Nächsten durch die Liebe; durch den Glauben fähret er über sich in Gott, aus Gott fähret er wieder unter sich durch die Liebe, und bleibt doch immer in Gott und göttlicher Liebe, gleich wie Christus sagt, Johann. 1:» Ihr werdet noch sehen den Himmel offen stehen und die Engel auf- und absteigen über den Sohn des Menschen.» Siehe, das ist die rechte, geistliche, christliche Freiheit, die das Herz frei macht von allen Sünden, Gesetzen und Geboten, welche alle andere Freiheit übertrifft wie der Himmel die Erde. Das gebe uns Gott, daß wir diese Freiheit recht verstehen und behalten! Amen. – Martin Luther, Von der Freiheit eines Christenmenschen (1520)
„Man kommt der Sache näher, wenn man die Freiheit als des Menschen Überlegenheit gegenüber dem, was ihn von innen her zwingen will, beschreibt. Die Worte und Taten des freien Menschen lassen ihn als einen erkennen, der seinen Respekt vor der Wichtigkeit seiner eigenen Person, seine Angst vor seinen Minderwertigkeiten, seine Zähigkeit in der Hochachtung einmal erwählter Ziele, seine Sorge um seinen guten Ruf jedenfalls in Kontrolle hat.“ – Karl Barth, Freiheit (in: Augenblicke, 77)
„Aber Negation der Unfreiheit kann auch in ihren edelsten Formen immer nur eine Vorbereitung zur Freiheit sein. Freie Menschen sind positiv denkende und handelnde Menschen: jeder ein Zeichen der Hoffnung, des Trostes, der Ermutigung für viele noch unfreie! Sie brauchen sie also gerade zugunsten dieser noch Unfreien.“ – Karl Barth, Freiheit (in: Augenblicke, 77)
Freiheit in der Bibel
„und du sollst daran denken, dass du Sklave warst im Land Ägypten und dass der HERR, dein Gott, dich befreit hat. Darum gebe ich dir heute dieses Gebot.“ – 5. Mose 15,15
„Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir. Denn der HERR hat mich gesalbt, um den Elenden frohe Botschaft zu bringen, er hat mich gesandt, um die zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, um Freilassung auszurufen für die Gefangenen und Befreiung für die Gefesselten.“ – Jesaja 61,1
„Ich suchte den HERRN, und er hat mich erhört, von allen meinen Ängsten hat er mich befreit.“ – Psalm 34,5
„Schreien die Gerechten, hört es der HERR, und er befreit sie aus all ihrer Not.“ – Psalm 34,18
„und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ – Johannes 8,32
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! Steht also fest und lasst euch nicht wieder in das Joch der Knechtschaft einspannen.“ – Galater 5,1
„Ihr seid zur Freiheit berufen“ – Galater 5,13
„Jetzt aber, befreit von der Sünde und in den Dienst Gottes gestellt, habt ihr die Frucht, die Heiligung schafft, und als Ziel ewiges Leben.“ – Römer 6,22
„nicht ohne die Hoffnung aber,
dass auch die Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werde zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ – Römer 8,21
Inspiration für die Theologie aus der Philosophie?!
„Schwierige Freiheit“ – Gott allein richtet
„Der alte Hillel, der große Rechtsgelehrte aus dem ersten Jahrhundert vor Christus, rief, als er einen Schädel auf dem Wasserlauf vorbeischwimmen sah: ‚Du bist getötet worden, weil du getötet hast, aber auch diejenigen, die dich getötet haben, werden getötet werden.’ Auch wenn die Verbrechen der Geschichte nicht immer Unschuldige treffen, so sind sie noch lange keine Urteile. Zu Unrecht begreifen wir die Kette der Gewalttaten, die die Zeit erfüllten, als Verdikte der Geschichte und die Geschichte selbst als Richter. Hillel wusste, dass die Geschichte nicht richtet und dass sie, ihrem Schicksal überlassen, die Verbrechen zurückwirft. Daß nichts – kein Ereignis der Geschichte – über ein Bewusstsein richten kann. Eben dies behauptet die theologische Sprache, wenn sie das Wunderbare einer solchen Freiheit ermisst, wenn sie sagt, dass Gott allein richtet.“ – Emmanuel Lévinas, Eine Religion für Erwachsene (1957), in: Schwierige Freiheit. Versuch über das Judentum, Frankfurt/M. 1992, 37
„Streß und Freiheit“
„In Wahrheit ist Freiheit nur ein anderes Wort für Vornehmheit, das heißt für die Gesinnung, die sich unter allen Umständen am Besseren, Schwierigeren orientiert, eben weil sie frei genug ist für das weniger Wahrscheinliche, das weniger Vulgäre, das weniger Allzumenschliche. In diesem Sinn ist Freiheit Verfügbarkeit für das Unwahrscheinliche. (…) Wer aus Freiheit handelt, revoltiert gegen die Gemeinheit, die man nicht weiter mit ansehen kann.“ – Peter Sloterdijk, Streß und Freiheit, Frankfurt 2011, 57f.
„Die Angst vor der Freiheit schließt die Menschen ein. Nicht Freiheit wollen sie, sondern Glück. Aber das unmittelbare Interesse am Glück ist kurzschlüssig. Wer das Glück sucht, muss einen Umweg nehmen – über die Freiheit.“ – Norbert Bolz, Die ungeliebte Freiheit (2011), 8
Freiheiten und Gerechtigkeit
„Jede Person hat den gleichen unabdingbaren Anspruch auf ein völlig adäquates System gleicher Grundfreiheiten, das mit demselben System von Freiheiten für alle vereinbar ist.“ – John Rawls, Gerechtigkeit als Fairness (2003)
Freiheit im Web 2.0-Zeitalter
„Freiheitssichernde Ressourcen“
„Woher aber bezieht die politische Demokratie ihre freiheitssichernden Ressourcen? (…) Politische Freiheit hat einen Eigensinn, der durch Erinnerungs- und Bildungsarbeit verbürgt ist. Wer in unserer durch wissenschaftliche Zivilisation geprägten Lebenswelt den Eigensinn der Geisteswissenschaften unterschätzt oder leugnet, der gibt das öffentliche Gedächtnis preis, aus dem diese Freiheit lebt und sich nährt.“
Aber auch die Gesiteswissenschaften stehen in der Gefahr, den neuen „Computermythen“ (J. Weizenbaum) anheimzufallen:
„Wie war doch von einem Sprachwissenschaftler (!) bei einer Tagung über ‚Kultur und Technik im 21. Jahrhundert’ zu hören: ‚Nur die jetzige Generation von Computern ist überhaupt noch imstande, die nächste in Schaltungsdesign, Chiplayout und Durchsatzoptimierung zu berechnen. Zum erstenmal im Weltzeitalter des Menschen scheint mithin eine Evolution hinter unserem Rücken stattzufinden.’“ – Johann Baptist Metz, Memoria passionis (2006), 232f.
„Ich bin dann mal weg …“
Barbara Schenck, September 2011